Bekanntlich ist der Weinstock eine wärmeliebende und frostempfindliche Pflanze submediterraner Herkunft, die nur in relativ warmen und frostarmen Gebieten zu gedeihen vermag. Nach Reindl132 müssen die mittleren Monatstemperaturen von April bis Juni höher als 13 oC, vom Juli bis September sogar höher als 18,7 °C sein, am besten von April bis Juni mehr als 18,75 oC und von Juli bis September mehr als 24 oC. Die mittlere Regenmenge soll von April bis Juni weniger als 120 mm betragen. Alexander von Humboldt war der Ansicht, dass das Temperaturmittel im Juli mindestens 18 oC betragen müsse, und nach Häberle hat die Erfahrung gezeigt, dass in Deutschland diejenigen Gegenden für den Weinbau günstige Bedingungen bieten, deren mittlere Sommertemperatur etwa 20 °C beträgt und deren mittlere Wintertemperatur nicht unter 0 oC sinkt133.
Vergleichen wir die Klimadaten aus der originalen Dokumentation von Dr. rer. nat. Krausch, der das Jahr 1939 zugrunde legte, mit Zahlen der Jahre 1981 bis 2010 des deutschen Wetterdienstes für den Bereich Cottbus. In der Niederlausitz lagen die monatlichen Temperaturmittel 1939 im April bei 7,8 (9,3) oC, im Mai zwischen 13,3 oC und 13,8 (14,4) oC, im Juni zwischen 16,4 oC und 16,9 (17,1) oC, im Juli um 18,3 (19,4) °C, im August um 17 (18,7) °C und im September um 13,5 (14,3) °C. Die mittleren monatlichen Niederschläge liegen im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes im Zeitraum April-Juni zwischen 120 und 150 (37 bis 50) mm, im Südteil betragen sie mehr als 150 mm. Im Zeitraum Juli – September (1939) fallen in der Niederlausitz zwischen 163 und 212 (68 bis 45) mm Niederschlag134. Aus diesen Zahlen erhellt, dass die Niederlausitz kein optimales Weinbauklima besitzt, jedoch sind die Verhältnisse andererseits auch nicht so ungünstig, dass sie den Weinbau überhaupt ausschließen. Die durch den kontinentalen Einfluss bedingten hohen Sommertemperaturen (38,4oC im August 1992) lassen den Wein durchaus gut reifen. Gefährlich wurden dem Weinbau vor allem die relativ kalten Winter (-22oC im Januar 2010) und die spätfrostreichen Frühjahrsmonate April (-5oC, 2005) und Mai (-3oC, 2011). Dabei ist auch noch die Lausitzer Besonderheit der relativ großen Jahres-Temperaturspannen zu beachten. Das Jahr 2012 z.B. belegte mit einem Delta von 59,9oC innerhalb eines Kalenderjahres nur den vierten Platz in dieser außergewöhnlichen Sammlung von Klimaextremen der Lausitz (Spitze ist das Jahr 1929 mit 64,5oC). Die Niederlausitz stellt also ebenso wie die anderen nordostdeutschen Weinbaugebiete eine ausgesprochene Grenzertragslandschaft dar, in der der Weinbau stets mir großen Unsicherheiten zu rechnen hat. Es ist allerdings zu bedenken, dass die Klimaverhältnisse früherer Zeiten mit denen der näheren Vergangenheit nicht völlig identisch waren, insbesondere dürfte der relativ warme Zeitabschnitt des hohen und späten Mittelalters den Weinbau stärker begünstigt haben. Aktuelle Klimaentwicklungen lassen da ein Aufblühen des Weinanabaus in der Lausitz vermuten.
Beim Betrachten von Klimadaten des Untersuchungsgebietes fällt auf, dass die Mehrzahl der Weinberge in den relativ trockensten Gebieten im Norden und im Mittelabschnitt der Niederlausitz gelegen hat, mit Jahresniederschlägen unter 600 mm und Sommerniederschlägen (April - September) unter 360 mm. In den Gebieten mit mehr als 600 mm Jahres- und 360 mm Sommerniederschlag im Südwesten um Doberlug-Kirchhain und im Süden und Südosten um Spremberg, Muskau und Sorau, die zugleich auch geringfügig niedere Temperaturwerte aufweisen, ist die Weinbergsdichte wesentlich geringer. So haben bereits die im Gebiet erkennbaren großklimatischen Abstufungen eine Rolle bei der Verteilung der Weinberge gespielt. Von besonderer Bedeutung jedoch waren die kleinklimatischen Verhältnisse. Die Weinberge der Niederlausitz lagen durchweg an mehr oder weniger steil geneigten Abhängen, und zwar vor allem in Süd- und Südwestexposition, weniger in Südost-, Ost- und Westlage. Die meisten Weinberge waren an den Abhängen von Grund- und Endmoränenhügeln oder an den talseitigen Abhängen von Moränenplatten angelegt, wie denn überhaupt sich die Weinberge fast ausschließlich auf den Moränenplatten vorfinden. Nur selten gab es Weinberge auch auf Dünen, wie bei Lübben, Cottbus und Forst, oder an den Böschungen von Talsandterrassen wie bei Fürstenberg. Auf Talsandflächen und Sandern treten Weinberge ebenso zurück wie auf der völlig flachen Grundmoräne oder in den Endmoränengebieten höherer Lagen; in den Staubecken und Talniederungen fehlen sie überhaupt. Zumeist besteht der Boden der Niederlausitzer Weinberge aus Sand, der aber vielfach in geringer Tiefe von Lehmschichten unterlagert ist. Derartige lehmunterlagerte Standorte erwärmen sich relativ schnell und stark - an heißen Tagen war der nackte Boden auf den Gubener Bergen mit bloßen Füßen kaum zu betreten -, während der Lehm im Untergrund eine zu starke Austrocknung verhinderte. Reine Sandstandorte, wie sie gelegentlich ebenfalls zum Weinbau benutzt wurden, waren wesentlich ungünstiger. Zweifellos stellten die Weinbaulagen der Niederlausitz die lokalklimatisch wärmsten Standorte des Gebietes dar. Besonders begünstigt waren in dieser Hinsicht die Gubener Berge, die sich auch phänologisch durch eine um 7 bis 14 Tage frühere Obstbaumblüte aus der Umgebung heraushoben.