Weinbaugebiet Oberlausitz Teil II


Teil einer Mondschein-AK mit dem Görlitzer Weinberghaus und Weinstöcken (1902) (Lausitzer Weinfreunde)
- Teil einer Mondschein-AK mit dem Görlitzer Weinberghaus und Weinstöcken (1902) -

Es ist nun noch der Beweis der obigen Behauptung, daß noch jetzt in der Oberlausitz Wein erzeugt werde, übrig, und diesen geben folgende Weinberge, auf denen der Weinbau wirklich noch fortgesezt wird, an die Hand. (Stand 1805)

1. der Weinberg bei Collm, westlich – Er ist der erste Berg von der sogenannten Dubrau, wurde in den Jahren 1732 und 33 von dem damaligen Besitzer des Guts Collm, einem Herrn von Damnitz, angelegt, und ein Stük Land von ohngefehr 4 Scheffel Aussaat dazu genommen. Späterhin erweiterte der Hofrath von Klür, an den dies Gut durch Heirath gekommen war, solchen mit 4 Scheffel Land, ließ ihn mit einer Buchenheke einfassen, und einige Jahre hinter einander ganze Frachten Reben aus den Rheingegenden holen. Im Jahre 1749 wurde das Guth subhaftiert und gelangte an einen Herrn von Rostiz, welcher das neue Stük wieder zu Aker machte, so daß der eigentliche Weinberg nunmehr 800 Schritt lang und 600 Schritt breit ist. Der Boden besteht aus einem groben Sand, der, wenn er gut gedüngt wird, sehr gut trägt. Im Jahr 1748, da das Guth verpachtet war, sind bei schlechter Kultur 8 Faß, und auch nachher, nach der Verkleinerung, in guten Jahren 25 Eimer Wein gepreßt worden. Im dritten Jahre wurde der Wein trinkbar, und hatte die Güte eines ordinären Gubner Weins. Seit 1786 aber wird gar nicht mehr gepreßt, sondern die Trauben werden verkauft, und ohnerachtet die raren und späten Sorten bei einem widrigen Jahrgange selten ganz reif werden, so ist dennoch, wie mir der vorige Besizer des Guths, der versorbene Hr. Landeskommissar Von Rostitz, versichert hat, der Ertrag im schlechtesten Jahre 80 Thlr., im besten Jahre 190 Thlr., und im Inbegrif des für das Obst gelösete Geld, in dem der Berg ausser dem Wein auch mit viel Kirsch, Pflaumen, und andren Obstbäumen bepflanzt ist, in einem recht guten Jahr 573 Thlr. Gewesen.

 2. Der Weinberg, ohnweit Hoyerswerda, bei dem Dorf Neida. Sein Flächeninhalt beträgt ohngefähr 6 Schfl. Korn Aussaht. Er liegt zwar etwas erhaben aber doch flach, und würde passender ein Weingarten heissen, hat kiesigten Boden, und da gegen Mittag ein Stük Haide vorsteht, eben nicht die beste Lage zum Weinbau. Er ist im Jahr 1719 von der Fürstin von Teschen, als damaligen Besitzerin der Herrschaft Hoyerswerda angelegt worden, und im Jahr 1786 erbpachstweise an die Bürgerschaft Hoyerswerda gegen ein Kaufgeld von 100 Thlr. Und 38 Thlr.

 

3. Der Weinberg bei dem Dorf Narde, eine halbe Stunde von Hoyerswerda, ebenfalls von der Fürstin von Teschen angelegt, dessen Flächeninhalt gegen 6 Schfl. Kornaussaht beträgt. Er hat sandigen, zum Weinbau aber sehr guten Boden, durchgängig gutes Gelege und ist noch völlig im Stand. In guten Jahren trägt er gegen 14 Dresdner Viertel Wein. Der dem Meißner gleichkommt und weit besser als der Senftenberger ist. Dieser Berg ist im Jahr 1786 dem damaligen herrschaftlichen Winzer Johann Gottlieb Dolz, gegen ein jährliches Erbpachtgeld von 15 Thlr. Überlassen worden, und derselbe hat eine beträchtliche Weinessig-Fabrik angelegt, wozu er nebst dem schlechten Theil seines erbauten Weins sehr viel Senftenberger Wein verbraucht, und womit er einen starken Absaz macht.

 

4. Der Weinberg zu Guteborn bei Ruhland. Sein Boden besteht aus rothem mit Lehm und Mergel vermischten Kieß, und sein Umfang ist nicht unbeträchtlich. Der Weinbau auf ihm wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts mit aus Franken und Würzburg geholten Reben angefangen, und in guten Jahren sind an 28 Faß gepreßt worden. Der Wein ist gut, wenn er einige Jahre gelegen und gehörig gewartet worden, vorzüglich der rothe, weil es viel Burgunder Stöke giebt. Das Faß Most ist oft mit 40 Thlr. bezahlt worden.

Ansichtskarte vom Weinberg mit Weinberghäuser und Terassierung in Hirschfelde (1910), Lausitzer Weinfreunde)
- Ansichtskarte vom Weinberg mit Weinberghäuser und Terassierung in Hirschfelde (1910) -

5. Die Weinberge und Weingärten bei Königsbrück, deren 22 sind, welche zusammen 22 Aker 275 Quadratruthen, den Aker zu 300 Ruthen, und die Ruthe zu 71/2 Dresdner Elle gerechnet, enthalten, und deren Boden aus Sand mit Kiesel- und Alaunensteinen vermischt, besteht. Von ihnen gehören zwei große Berge von 151/2Aker dem Standesherrn, einer von 41/2Aker den Freiherrl. Justischen Erben auf Glauschnitz, und die übrigen einzelnen Bürgern zu Königsbrück und haben zu Theil Wohn, auch kleine Wrtschaftsgebäude.

 

6. Der Weinberg bei Burkersdorf ohnweit Ortrand, auf dem ein trinkbarer rother Wein erbaut wird, von dem ich aber keine nähere Nachricht erlangen können.

Endlich ist hierzu noch

7. Der Weinberg bei Budissin zu benennen. Es wurde solcher auf einer ganz wüsten und felsigen Anlehne des sich an dem Spreefluß dem Kupferhammer und der Strumpfwalke gegenüber hinziehenden Berge, von einem dasigen Bürger und Baretmacher-Meister, George Nagler, welcher, wie er sich in seinem Bittschreiben um Überlassung dieses Platzes ausdrükte, ein gar großer Freund von Wein- und Gartenwesen war, weil ihm solches noch aus seinem Vaterland- nämlich Ungarn – anstammte, im Jahr 1740 mit großer Mühe und vielen Kosten angelegt. Der ganze ihm von dem Magistrat dazu überlaßne Platz betrug 136 Schritt in der Länge, und in der Breite unten bei der Walke 23, oberwärts aber gegen das Lazareth 30 Schritte. In der Folge wurde Naglern auch die wüste Anlehne eines auf der andern Seite liegenden Bergs überlassen, woraus er einen Obstgarten schuf. Auf dem Weinberg erbaute er nebst einem in Felsen gehaunen Keller auch ein kleines Haus von Holz, in dem der erzielte Wein und nebenher auch Bier verschenkt wurde. Es wird auch bis jetzt noch der Weinbau darinn zum Theil fortgesezt, jedoch sind viele Stöke eingegangen, und an deren Statt Obstbäume gesezt und Gartenbeete angelegt worden. Vor ohngefähr 15 Jahren wurden noch in einem Jahr 6 bis 7 Eimer gepreßt, jetzt aber werden die Trauben gewöhnlich einzeln verkauft. Die Hauptursache, warum es in der Oberlausitz meist bei versuchen im Weinbau geblieben, und darinn keine große Fortschritte gemacht worden, scheint darinn zu liegen, weil der Weinbau ohne starke und häufige Düngung nicht bestehn kann, und die Erfahrung diejenigen, welche Versuche angestellt, bald überzeugt, daß dabei zu viel von der Düngung, welche unsrer im Durchschnitt genommner wenig fruchtbarer Boden so sehr bedarf, dem Feldbau, dessen Ertrag noch immer sichrer und besser, entnommen werden müsste. Da es eine allgemein anerkannte Wahrheit ist, daß die Volksmasse in Akerländern sich weit besser als die in Weinländern, befinde, und verhältnismäßig in diesen weit mehr Armut und Mangel herrsche als in jenen, weil die guten und ergiebigen Weinärndten so selten sind, in mehrern hinter einander folgenden schlechten Jahren die kleinen Bergbesitzer, um sich hinzubringen, Schulden machen, und, um solche zu tilgen, bei einer guten Ärndte den Most, welcher alsdenn an und für sich weniger gilt, sogleich um um wohlfeilen Preiß an die Reichern und die Weinhändler verkaufen, und diesen den wahren Gewinn und Ruzen von ihrer vieljährigen beschwerlichen Arbeit hingeben müssen, mithin schwer zu einiger Wohlhabenheit gelangen können: so kann dies trösten, daß unsre Provinz kein Weinland ist. Wir wollen allen Weingegenden ergiebige und gute Jahrgänge, und aber reiche Getreideärndten wünschen, um zu selbst erzeugten wohlfeilern Brodt, wohlfeilern fremden Wein trinken zu können.

Hering, aus „Neue Lausitzische Monatsschrift“ 1805